Wie Home-Office-Arbeitsplätze optimal ausgestattet werden
Vor Ort oder per Video-Telefonat kümmert sich Susanne Weber auch um die Gestaltung von Heimarbeitsplätze. Für eine erste Analyse reicht oft schon ein Foto. (Foto: Ergoimpuls)
Von zu Hause aus Leistung bringen
Die Arbeit im Home-Office nimmt zu. Nach anfänglicher Skepsis einigen sich immer mehr Arbeitgeber mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern darauf. Dabei bringt die Arbeit von zu Hause aus Vor- und Nachteile. Zu oft wird zum Beispiel vernachlässigt, dass auch im Home-Office die Arbeitsstättenverordnung gilt und damit die gleichen Anforderungen an Arbeits- und Gesund-heitsschutz erfüllt werden müssen, wie für einen normalen Bildschirmarbeitsplatz. Entscheidend für die Leistungsfähigkeit des Mitarbeiters ist die körpergerechte Ausstattung und ergonomische Gestaltung des Home-Office-Arbeitsplatzes.
Unternehmen in Deutschland zentralisieren, der Fachkräfte-mangel spitzt sich zu, Flexibilität und Digitalisierung schreiten voran, die Forderung nach mehr Work-Life-Balance oder die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind Trends, die das Arbeiten von Zuhause aus befördern. Dazu kommt: Ganz Deutschland leidet zu Beginn und am Ende der Bürozeiten unter verstopften Straßen, obwohl moderne Verschlüsselungs-techniken den sicheren Datenaustausch zwischen dem Heimar-beitsplatz und der Firmenzentrale erleichtern. Doch wie sehen moderne Heimarbeitsplätze aus? Was ist zu beachten und für wen eignen sie sich?
Rechtliche Regelungen
Für den normalen Bildschirmarbeitsplatz und auch für den Te-learbeitsplatz (Arbeiten im Home-Office) gelten Anforderungen aus dem Arbeits- und Gesundheitsschutz.
Nach § 2 Absatz 7 ArbstättV (Arbeitsstättenverordnung) sind Telearbeitsplätze vom Arbeitgeber fest eingerichtete Bildschirm-arbeitsplätze im Privatbereich der Beschäftigten, für die der Arbeitgeber eine mit den Beschäftigten vereinbarte wöchent-liche Arbeitszeit und die Dauer der Einrichtung festgelegt hat. Zudem müssen die Bedingungen der Telearbeit arbeitsvertrag-lich oder im Rahmen einer Vereinbarung festgelegt werden und die benötigte Ausstattung des Telearbeitsplatzes mit Mobiliar, Arbeitsmitteln einschließlich der Kommunikationseinrichtun-gen muss durch den Arbeitgeber oder ein von ihm beauftragte Person im Privatbereich des Beschäftigten bereitgestellt und installiert sein.
Beim mobilen Arbeiten erledigen die Mitarbeitenden ihre Ar-beit an beliebigen Orten, wie beispielsweise bei Kunden, auf Dienstreisen, im Hotel oder in der Bahn und benötigen dadurch keinen festen Arbeitsplatz im Unternehmen. „Mobiles Arbeiten“ unterliegt nicht der Arbeitsstättenverordnung
Arbeit auf der Parkbank?
Während Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Produktion am Standort gefragt sind, genießen Kollegen in Vertrieb, IT, Marketing, Design oder Kommunikation mehr und mehr die Vor Ort oder per Video-Telefonat kümmert sich Susanne Weber auch um die Gestaltung von Heimarbeitsplätze. Für eine erste Analyse reicht oft schon ein Foto. (Foto: Ergoimpuls)Von zu Hause aus Leistung bringenWie Home-Office-Arbeitsplätze optimal ausgestattet werdenDie Arbeit im Home-Office nimmt zu. Nach anfänglicher Skepsis einigen sich immer mehr Arbeitgeber mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern darauf. Dabei bringt die Arbeit von zu Hause aus Vor- und Nachteile. Zu oft wird zum Beispiel vernachlässigt, dass auch im Home-Office die Arbeitsstättenverordnung gilt und damit die gleichen Anforderungen an Arbeits- und Gesund-heitsschutz erfüllt werden müssen, wie für einen normalen Bildschirmarbeitsplatz. Entscheidend für die Leistungsfähigkeit des Mitarbeiters ist die körpergerechte Ausstattung und ergonomische Gestaltung des Home-Office-Arbeitsplatzes. Ergonomie im BüroErgonomie Markt 6/201929Freiheiten des ortsunabhängigen Arbeitens. „Eigentlich ist es egal, wo ich arbeite“, sagen viele. Und manch einer träumt davon, sich im Sommer mit seinem Laptop an den See oder auf eine Parkbank und im Winter auf das Sofa vor dem Kamin oder in ein gemütliches Café zu setzen. Ob das der geforderten Konzentration gerecht wird? Ganz sicher erfüllt es nicht die notwendigen Kriterien der Ergonomie, also der Wissenschaft von den Leistungsmöglichkeiten und -grenzen des arbeitenden Menschen. Auf der anderen Seite hat sich die noch vor einigen Jahren verbreitete Meinung, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lieferten im Home-Offi ce schlechtere Leistung grundlegend geändert.
Neue Bewertung einer modernen Arbeitsform
Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsfor-schung (IAB) nimmt die Nutzung von Home-Offi ce zu: 2013 arbeiteten 19 Prozent der Beschäftigten in privatwirtschaftli-chen Betrieben mit mindestens 50 Beschäftigten von zu Hause. 2017 waren es bereits 22 Prozent. Prognosen der Unternehmen zeigen, dass der Anteil der Home-Offi ce-Mitarbeiter in den kommenden fünf bis zehn Jahren weiter steigen wird. Arbeit-geber profi tieren vor allem von der höheren Flexibilität ihrer Mitarbeiter und stehen den Wünschen nach einem Home-Offi ce daher zunehmend positiv gegenüber.
Im Gegensatz zu früheren Annahmen attestieren 45 Prozent der Arbeitgeber der Arbeit im Home-Offi ce sogar eine höhere Produktivität. Auf der anderen Seite sind die Beschäftigten davon überzeugt, dass sie ihre Tätigkeit im Home-Offi ce besser ausüben können. Sie schätzen die Fahrzeitersparnis und die bessere Ver-einbarkeit von Beruf und Familie. Auf der anderen Seite fürchten manche die zunehmende Vermischung von Beruf und Privatem
Die optimale Arbeitsplatzgestaltung Zuhause
Wie auch immer Arbeitgeber und Arbeitnehmer dem Trend Home-Offi ce gegenüberstehen. Er wird sich fortsetzen und gehört unbedingt zu den Szenarios, die die Zukunft der Arbeit skizzieren, ebenso wie die Prozesse der Digitalisierung und der Produktion 4.0. Entscheidend ist schließlich, wie das Home-Of-fi ce des einzelnen Mitarbeiters gestaltet ist. Es unterliegt ebenso der Fürsorgepfl icht des Arbeitgebers wie der Arbeitsplatz im Betrieb und muss selbstverständlich die Kriterien der Arbeitssi-cherheit erfüllen. Ist eine Gefährdungsbeurteilung durchgeführt worden? Verfügt der Arbeitsplatz über ausreichend Tageslicht und künstliches Licht? Eine Reihe von Unternehmen haben bereits Betriebsvereinbarungen über ihre Heimarbeitsplätze getroffen und entsprechende Standards entwickelt. Andere stehen noch am Anfang.
Wichtige Kriterien für einen guten Arbeitsplatz
Ein gut eingestellter Arbeitsplatz ist zu Hause genauso wichtig wie im Betrieb. Dazu gehören ein individuell einstellbarer Arbeitsstuhl, ein höhenverstellbarer Tisch, ein separater und ebenfalls individuell einstellbarer Bildschirm sowie ideale Licht-verhältnisse. Dabei reicht es nicht aus, dem einzelnen Mitarbeiter diese Arbeitsmittel zur Verfügung zu stellen – er muss auch wissen, wie er damit umgeht und worauf es ankommt.
Bei der Einstellung des Bürostuhls ist die richtige Sitzhöhe wichtig. Die Kniegelenke müssen beim Sitzen senkrecht über den Fersen positioniert sind. Die Rückenlehne des Stuhls ist am besten so eingestellt, dass der am stärksten gewölbte Abschnitt auf der Gürtelhöhe liegt. Der Druck gegen die Rückenlehne fördert Balance und Bewegung beim Sitzen. Das Gewicht der Arme ist vollständig an die Armlehnen abgeben und bildet einen Winkel von circa 90 Grad. Die Tischhöhe ist nach der Höhe der Armlehnen ausgerichtet. Entscheidend hier: Die Schultern sind entspannt.
Bei der Einstellung und Neigung des Bildschirms ist darauf zu achten: Die oberste und die unterste Zeile müssen ohne Kopfbewegung erfasst werden können. Wichtig sind auch gute Lichtverhältnisse. Der Arbeitsplatz sollte nicht vor dem Fenster stehen, sondern im rechten Winkel dazu, dass das Tageslicht nicht blendet.
Auch im Home-Offi ce sollten Mitarbeiter kleine Pausen einle-gen, aufstehen, sich bewegen oder Rücken und Nacken dehnen. So beugen sie Beschwerden vor. – Gute Arbeitgeber punkten mit perfekt eingestellten Home-Offi ce Arbeitsplätzen.
Die Autorin Susanne Weber ist Physiotherapeutin und Ergonomie-beraterin. Sie berät Unternehmen, wie Offi ce- und Telearbeitsplätze optimal ausgestattet werden. (Foto: Ergoimpuls)
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