Betriebliche Gesundheitsförderung und Prävention

Ein modernes Unternehmen zeichnet sich durch eine aktive und umfassende betriebliche Gesundheitsförderung aus. Ziel ist es dabei, durch bestimmte Strategien sogenannte Gesundheitsressourcen innerhalb des Unternehmens zu schaffen. Heutzutage ist die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, die oft zitierte Work-Life-Balance aus der Unternehmenspolitik nicht mehr wegzudenken. Und in diesem Kontext gewinnt auch die betriebliche Gesundheitsförderung immer mehr an Gewicht. Im Gegensatz zur gesetzlichen Prävention im Bereich Gesundheit, wie beispielsweise dem Arbeitsschutz oder Wiedereingliederungsmaßnahmen in den Beruf, beruht die betrieblich organisierte Gesundheitsförderung auf freiwilliger Basis. Sie ist Teil des betrieblichen Gesundheitsmanagements und Arbeitgeber und Arbeitnehmer entscheiden selbst, ob und wie sie daran teilhaben möchten oder eben nicht. Initiiert werden kann es nur von Seiten der Unternehmensführung oder dem Betriebsrat / Betriebsvertretung.

Ergonomie am Arbeitsplatz

Die meisten Menschen verbringen einen Großteil ihrer Zeit am Arbeitsplatz – im Schnitt 9,6 Stunden! Und das gar nicht ungern. Für viele ist ihre Arbeit wertvoll und erfüllend. Umso wichtiger ist es, dass der Arbeitsplatz ein Wohlfühlort ist, an den man gerne zurückkehrt. Und dass arbeiten gesund ist und nicht etwa krank macht. Die Ergonomie am Arbeitsplatz ist ein wesentlicher Bestandteil, wenn es um die Gesundheitsförderung und Prävention im Unternehmen geht. Über die Volkskrankheit „Rücken“ klagen immer mehr Menschen, vor allem diejenigen, die im Homeoffice sitzen. Mithilfe professioneller Unterstützung können hier bereits mit relativ einfachen Mitteln eindrucksvolle Erfolge erzielt werden.

Die Ergonomieexpertin Susanne Weber im ZDF

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Die richtige Sitzposition am Schreibtisch, Rücken- und Kopfhaltung sind entscheidende Faktoren für die Ergonomie am Arbeitsplatz. Häufige Positions – und Haltungswechsel und die Möglichkeit, zwischen Stehen und Sitzen zu wählen, helfen bei der Linderung von Rücken- und Nackenschmerzen. Zahlreiche gesundheitliche Probleme, die durch die Arbeit entstehen, sind schlicht das Resultat mangelnder Bewegung. Daher sollten Unternehmen die körperliche Aktivität ihrer Mitarbeiter fördern. Sei es durch die Bereitstellung moderner, ergonomischer Büroeinrichtung um angenehmer, schneller und gesünder zu arbeiten, entsprechenden Räumlichkeiten und Gerätschaften oder durch gemeinschaftliche körperliche Betätigungen. Ergonomische Arbeitsplatzsysteme erhalten die Gesundheit der Mitarbeiter, haben weniger Schmerzen in Rücken und Nacken, erhöhen den Wohlfühlfaktor und die Motivation. Und davon profitieren natürlich auch die Unternehmen.
Eine von Professor Alan Hedge (Cornell University) durchgeführte Studie bestätigt diese subjektiven Eindrücke. Die wissenschaftliche Untersuchung beschäftigte sich mit der Frage, wie sich ein elektrisch, höhenverstellbarer Schreibtisch – im Vergleich zur gewöhnlichen fixierten Arbeitshaltung – konkret auf das körperliche Wohlbefinden auswirkt. Das Ergebnis war verblüffend. Tatsächlich fühlten sich die Nutzer des höhenverstellbaren Sitz-Stehtisches wesentlich wohler. Das gesteigerte Wohlbefinden wirkte sich auf die Produktivität der Studienteilnehmer aus. Deutlich mehr Teilnehmer (82,4%) bevorzugten den höhenverstellbaren Arbeitsplatz. Der Löwenanteil der Testpersonen hatte zudem den Eindruck, wesentlich produktiver zu arbeiten.

Quelle: Hedge Alan. “Effects of an electric height-adjustable worksurface on self-assessed musculoskeletal discomfort and productivity in computer workers”METHODS 8 (2004):9

Mehr Effizienz und Produktivität dank betrieblicher Gesundheitsförderung!

Gesund arbeiten: Eine Win-Win-Situation für beide Seiten

Neben der arbeitsbedingten körperlichen Belastung nimmt die betriebliche Gesundheitsförderung auch ausdrücklich die psychischen Belastungen in den Blick. Stress, Burn-out und andere psychosomatische Erkrankungen, aber auch die Auseinandersetzung mit häuslicher Gewalt und Suchtproblemen spielen da eine zentrale Rolle. Gesunde Ernährung, ausreichend Bewegungsmöglichkeiten und ein rauchfreier Arbeitsplatz sind ebenfalls wichtige Faktoren für die Verbesserung der gesundheitlichen Rahmenbedingungen im Unternehmen. Die Unternehmensführung kann Kurse im Bereich Ernährung, Entspannung und Weiterbildung anbieten. Mitarbeiter, die gemobbt werden, Gewichtsprobleme haben oder mit dem Rauchen aufhören möchten, werden mit entsprechenden Angeboten gezielt angesprochen. Auch die Abwechslung am Arbeitsplatz, die Möglichkeit von Zuhause aus zu arbeiten sowie flexible, familienfreundliche Arbeitszeiten erhöhen die Gesundheit im Unternehmen.
Ein fundiert und zielorientiert ausgeführtes betriebliches Gesundheitsmanagement kommt nicht nur Arbeitnehmern zugute. Vielmehr profitieren beide Seiten von einem gesundheitsförderlich gestalteten Arbeitsplatz. Die Unternehmen gewinnen zufriedenere, motivierte und vor allem gesundere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das wirkt sich positiv auf den Krankenstand aus und sorgt für weniger personelle Ausfälle, zum Beispiel in der Produktion. Fehlzeiten verringern sich und auch die Unfallgefahren sinken nachgewiesenermaßen, wenn sowohl die ergonomischen als auch die gesundheitlichen Voraussetzungen am Arbeitsplatz entsprechend optimiert sind. Die Investition in die betriebliche Gesundheitsförderung und Prävention rechnet sich darüber hinaus auch rein finanziell für die Unternehmen. Was nicht unerheblich ist für das Erreichen der Unternehmensziele.