Wenn Ergonomie für Mitarbeiter höchste Priorität hat
Wenn Ergonomie für Mitarbeiter höchste Priorität hat
Interview mit Martin Blum, Continental Automotive GmbH Werk Karben
Die Continental Automotive GmbH fördert die Gesundheit ihrer Mitarbeiter. Jetzt wurde das Werk in Karben mit dem unternehmensinternen Global Ergonomic Award 2020 -2021 ausgezeichnet. Martin Blum ist Kostenstellenleiter in Karben und hat dort zusammen mit Ergonomie-Coach Susanne Weber von ergoimpuls vieles erreicht – für Mitarbeiter und Unternehmen.
Herr Blum, die Gesundheitsförderung bei Continental in Karben hat Vorbildfunktion. Wie kam es dazu?
Martin Blum: Wir dokumentieren und analysieren die Belastung unserer Mitarbeiter an den jeweiligen Arbeitsplätzen. Im nächsten Schritt erarbeiten wir im Team Lösungen. Am besten ist es, wenn die Belastungengar nicht erst auftauchen und bereits vor dem Aufbau von technischen Anlagen simuliert werden können. Durch Analyse und Dokumentation erkennen wir Belastungen immer schneller und sind froh zur Lösung auf etablierte Systeme zurückgreifen zu können. Das Konzept „Industriearbeitsplatz“ des Aktion Gesunder Rücken e.V. (AGR) ist ein guter Einstieg. Es unterstützt auch bei der Auswahl geeigneter Umsetzungspartner.
Inzwischen haben wir höhenverstellbare Arbeitstische, Wagen und mobilenBeistellwagen mit Akku oder Stromanschluss, mit Federkraft oder individuell einstellbarer Neigung. Wir optimieren Greifwege und Bewegungsprofile.
Das klingt als wären große Teile Ihrer Produktion vom Gedanken der Arbeitsplatzergonomie durchdrungen. Wer sind die Treiber?
Jede Abteilung hat ein bis drei Verantwortliche für die Ergonomie am Arbeitsplatz. Zusammen mit dem Ergonomie-Coach des Werkes bilden sie das Ergonomie-Team, tauschen sich aus und machen Vorschläge.
Wer setzt die Vorschläge dann um und implementiert sie in den Produktionsprozess?
Maßgeblich sind das die Mitarbeiter selbst. Sie haben ein großes Interesse an einem möglichst ergonomischen Arbeitsplatz, können Belastungen am besten beschreiben und an Verbesserungen mitwirken.
Wie sieht die Einbindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konkret aus?
Nur wenn die Mitarbeiter eine neue Maßnahme als „ihre Idee“ begreifen, ist die Akzeptanz hoch. Einmal haben wir Mitarbeiter befragt, um deren
Arbeitsplätze zu verbessern. Die Auswertung ergab unsere Krananlagen mit pneumatischen Schlauchhebern. Heute sind sie bei uns Standard.
Sie arbeiten auch mit externen Ergonomieberatern zusammen. Wie läuft das?
Anfang 2020 hat Susanne Weber von ergoimpuls ca. 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur richtigen Einstellung von ergonomischen Arbeitsplatzsystemen und ergonomischen Bewegungsabläufen geschult.Ihr Konzept stellt die Schulung von ErgoScouts als Multiplikatoren im Betrieb in den Mittelpunkt. Wichtiger Nebeneffekt ist die Sensibilisierung für Gesundheit. Das Wissen über Ergonomie am Arbeitsplatz ist bei unseren Mitarbeitern enorm, der persönliche Nutzen für alle erkennbar.
Unsere Mitarbeiter haben ein großes Interesse an der individuell richtigen Einstellung ihrer Arbeitsplätze und übernehmen sie nicht mehr einfach vonder Vor-Schicht. Das ist wie beim Auto: Sitz und Spiegel, passt alles?
Sind Sie der Meinung, dass diese Schulungen regelmäßig stattfinden sollten?
Ja, wir möchten die Schulungen ausweiten und planen Termine für die einzelnen Abteilungen und dann jährliche Auffrischungen.
Wie steht es mit den Kosten?
Die sind überschaubar. Einmal umgesetzte Verbesserungen laufen in das Lastenheft ein. So verbessern sich die Anlagen stetig. Sollten die Kosten einmal höher ausfallen, muss man abwägen, welche Krankheiten entstehen könnten und was Ausfalltage dann kosten. Davon abgesehen, lassen wir uns bei Continental die Ergonomie schon etwas kosten. Die beste Bestätigung sind zufriedene und gesunde Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Sie haben sich mit Erfolg um die AGR-Auszeichnung als Gesundheitsförderndes Unternehmen bemüht und außerdem den unternehmensinternen Global Ergonomic Award 2020 – 2021 bekommen. Welchen Wert haben diese Auszeichnung für Sie?
Natürlich ist es reizvoll, als diese Auszeichnungen zu bekommen. Ergonomie-Experten haben bestätigt, dass wir gute Arbeit geleistet haben und die Gesundheit unserer Belegschaft fördern. Wir wissen, dass wir auf diesem Gebiet vorne dran sind. Diese Auszeichnungen sind Bestätigungen und motivieren natürlich am Thema Ergonomie dranzubleiben.